Heimathaus Kleinenberg

4 Glasfenster und Farbgestaltung des Raumes, 2003

Farbfenster für das Heimathaus Kleinenberg


Eine wichtige Grundüberlegung zur Gestaltung der Fenster war, die Balance zu schaffen zwischen einer möglichst in Farbe und Form eigenständigen Gesamtausstrahlung jedes einzelnen Fensters und dem Wunsch nach Einbeziehung vieler inhaltlicher Aussagen zur Geschichte, gegenwärtiger Nutzung, bis hin zur Zukunft Kleinenbergs. Die Lösung dieser schwierigen Gestaltungsaufgabe fanden wir in einem gegenüberstellenden Vergleich zum Aufbau eines Computer- Monitorbildes mit Bildschirmschoner und einer Leiste lcons, also einem möglichen Abrufen vielfältigen Inhalts. Für die Hauptdarstellung der einzelnen Fenster war es somit möglich, farb- und formexpressiv zu arbeiten, jedes Fenster in einem ganz eigenständigen Ausdruck erstrahlen zu lassen, aber auch eine moderne Glasgestaltung zu wagen.

Die Entwürfe waren in einer sehr malerisch geprägten Auffassung gehalten und stellten somit hohe Anforderungen an die Umsetzung in das Material Glas. Bewusst wollten wir hier einen neuzeitlichen Weggehen, im Unterschied zur traditionellen Technik der Bleiverglasung. Die Anordnung der vier Fenster beginnt mit Kleinenberg Historie,

Kleinenberg Wallfahrt, über Kleinenberg Förderverein Heimathaus bis hin zu Kleinenberg Zukunft. Das Fensterbild Kleinenberg Historie ist bestimmt von einem aus dunklem Schwarz auflodernden Flammenrot, einem Sinnbild für die frühe Geschichte des Ortes, mit den schweren Zeiten des 30-jährigen und jährigen Krieges mit verheerenden Bränden. Das Rot wird im oberen Bereich durch helle goldgelbe Formen gebremst und führt den Blick zur rechten Bildleiste, die von oben nach unten zu lesen ist.


Beginnend mit der ersten urkundlichen Erwähnung als befestigte Stadt 1249, über Ansiedlungen verschiedener Handwerkszünfte und Händlern für Glas, Besen und Heringen, einer Ziegelei und der Holzverarbeitung. Das letzte Bild soll symbolhaft die kommunale Anbindung des Ortes an Lichtenau im Jahre 1975 darstellen. Der Leitgedanke zur Gestaltung des Wallfahrtsfensters wurde maßgeblich vom ersten Aufenthalt Stefanie Nickels in Kleinenberg geprägt. Beim Besuch des "Mutter-Gottes-Brunnens" war das felsige Gestein durchzogen von Rinnsalen frischen Wassers. Dieser Eindruck legte den Grundstein zur Bildausformung.

Das zweite Fenster leuchtet in einem kräftigen Himmelblau, das sowohl die verlockende Unendlichkeit des Himmelsgewölbes verwaltet, als auch an die Tiefe des Meeres erinnert. So gibt es zwei Sichtmöglichkeiten des Bildes. Ahnlich einer Luftbildaufnahme liegt unter uns ein von Flüssen durchzogenes Uferband, an das sich die Weite des Meeres anfügt, oder wir sehen eine zerklüftete Gebirgskette vor einem wolkenlosen, ungetrübten Sommerhimmel. Das Blau ist hier aber auch eine geistige Farbe, eine Entsprechung für den Marienwallfahrtsort Kleinenberg mit der Quelle des Muttergottesbrunnens. In den kleinen grünen Darstellungen ist das gotische Gnadenbild der "Helferin vom Berge "der Kleinenberger Wallfahrtskirche und die Wallfahrts grotte mit der Heiligen Maria zu sehen. Im oberen Bereich des Bildes erinnert uns die weiße Flügelschwinge einer Taube an das Sinnbild des Heiligen Geistes, die uns auch als Verbindungsglied zum nächsten Fenster führt.

Im Fenster Kleinenberg Förderverein Heimathaus tritt uns ein saftiges, bestimmendes Grün entgegen, unterstützt von einem Geflecht aus Netzen - einem metaphorischen Getragen- und Aufgefangensein der Vereinsmitglieder unter dem Dach des Heimathauses. Es ist aber auch ein Zusammenschluss und eine Verstärkung von Ideen und Kräften, aus der wachsendes Grün entstehen kann. Die Wandlungsgeschichte vom Gebäude der Alten Schule zum heutigen Heimathaus Kleinenbergs war ein langer und steiniger Weg und wäre ohne den 1986 gegründeten Förderverein sicherlich nicht möglich gewesen.


In den ersten zwei kleinen Darstellungen sehen wir die Alte Schule als Bauruine nach Entfernung der Dachhaut und das Neue Heimathaus als Herberge vieler Arbeitskreise- und Gruppen. In Folge treten hier auf der nach unten erweiterbaren Bildleiste folgende Entsprechungen auf: zwei Masken als Repräsentation von Heimatbühne und Jugendtheater, ein gedeckter Tisch für den Männerkochclub und Backzirkel, der Tanzbaum und eine durch Stoff gezogene Nähnadel führen uns zu Volkstanz- und Handwerks gruppen wie Weben und Nähen, und schließlich treffen wir auf den Notenschlüssel, gepaart mit der oberen linken Ecke einer Computertastatur als Pendant für Chöre und Computerclub. Über allem liegt der behütende Flügelschlag der Taube.

Das vierte Fenster Kleinenberg Zukunft ist bestimmt von einer abstrahierten Leiter, die vor einem lichten, heiteren Hellorange nach oben führt. Das in der rechten unteren Ecke zu sehende Zeichen fordert uns auf, unseren menschlichen Weg weiter zu gehen -bestimmt von der oberen Bildleiste mit den Attributen des Sehens, Hörens und Schmeckens und einem offenen Feld für alle nicht genannten Sinne, dem nicht Erklärbaren, die uns auf diesem Zukunftsweg begleiten werden.


Besonderen Dank gilt an dieser Stelle der Glasmalerei Peters für die technische und handwerkliche Umsetzung der Entwürfe. In einem langwierigen und arbeitsintensiven Weg der Glasbearbeitung konnten so einzigartige Fenster entstehen. Satte, leuchtende Farben auf großen Flächen, differenzierte Farbverläufe auch in zarten Bereichen und eine einzigartige farbig bearbeitete Tiefensandstrahlung prägten schon zu Beginn der Umsetzung der Glasentwürfe den Begriff vom "Kleinenberger Gold".

Stefanie und Wolfgang Nickel

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Skulptur: Abhebender Span, Schmalkalden, Thüringen

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Kreiskrankenhaus Greiz, Thüringen