Kirche Bad Langensalza

Mosaik-Glasbild, Tabernakel, Inventar, Kanzel, 2015

Die Arbeiten Wolfgang Nickels für die katholische Kirche St. Marien (Mariä Himmelfahrt) zu Bad Langensalza in den Jahren 2008 und 2015

Dr. Falko Bornschein, Kunstgutbeauftragter des Bistums Erfurt

“Unter Einbeziehung von Teilen des Vorgängerbaus von 1856/57 errichtete die katholische Gemeinde von Bad Langensalza im Jahre 1923 an der heutigen Kurpromenade 2 ein neues Gotteshaus. Die Kirche erhielt eine erhöhte Vierung, niedrige Querschiffarme, einen halbkreisförmigen Chorschluss und einen Glockenturm im Südosten. 

Seit 2008 beherbergt eine neu eingebrachte schmale hochrechteckige Öffnung im Scheitel der Apsis eine Glasgestaltung des Thüringer Glaskünstlers Wolfgang Nickel aus Georgenzell zum Thema der Auferstehung Christi. Gefertigt wurde das Fenster in der Glasmalereiwerkstatt Wilhelm Peters in Paderborn, der Formenbau erfolgte durch den Künstler. Entsprechende Inschriften befinden sich unten rechts im Fenster: TITEL: „AUFERSTEHUNG“ / KÜNSTLER: WOLFGANG NICKEL, GEORGENZELL / WERKSTATT: GLASMALEREI PETERS, PADERBORN 2008. Form, Farbe und Lichtführung der abstrakten künstlerischen Gestaltung sind von österlichem Gedankengut getragen. So besitzt die aus einer durchgehenden Scheibe bestehende Verglasung eine hohe Leuchtkraft mit zunehmender Transparenz im oberen Bereich, während sich die schweren erdgebundenen Farben im unteren Fensterbereich verdichten. Weiße, gelbe, bernsteinfarbene und rötliche Töne bestimmen die Farbpalette des Feldes, das von blauen, violetten und grünen Akzenten belebt wird. Eine blau-violette Vertikalform, die das Feld durchzieht, strebt in den lichten oberen Fensterbereich. Sie ruft Assoziationen an die Auferstehung Christi und an das Zerreißen des Tempelvorhangs nach Mt 27, 51, Mk 15, 38 und Lk 23, 45 hervor. Fleckenartige und lineare Formen mit horizontaler Rasterung wie auch die tastbare Oberfläche mit Vertiefungen und Erhöhungen im Material sind als Spuren deutbar, die auf Leben im Allgemeinen – diesseitiges und jenseitiges – verweisen. Ein gegenüber dem Fond erhabenen abgesetzter Steg verleiht der Gesamtkomposition größere Stabilität. 

Die in mehreren Malvorgängen aufgebrachten Malereien aus verschiedenfarbigen Schmelzfarben wurden in mehreren Zwischenbränden in die Glasoberfläche eingeschmolzen.


Als Malschichtträger dient ein spezielles Fusingglas, welches auf reliefierten Glasfasermatten thermisch abgesenkt wurde und dadurch seine charakteristische Oberflächenstruktur erhielt. Der Künstler gestaltete durch dieses Verfahren die spätere Oberfläche des Glases entsprechend seinem 1:1 Entwurf. Duktus und Hell-Dunkelwerte finden so schon die zwingende Grundlage für die sich anschließenden Malereien. 

In Metallrahmen eingestellt, steht die aus einem Stück bestehende Scheibe von beachtlichen vier Metern Länge im Verbund mit VSG-Sicherheitsglas als Außenschutz. 

Die Glasmalerei bildet die Rücklage eines hinter dem Altar befindlichen Standkreuzes. Letzteres wird bei großem Lichteinfall überstrahlt und ins Dunkel getaucht, wodurch der Opfertod Christi am Karfreitag mit der österlichen Botschaft der Auferstehung verbunden wird. Das Fenster zum Thema der Auferstehung entstand anlässlich des 150-jährigen Kirchjubiläums. Ostern 2008 wurde es eingesetzt – sein erstes Tageslicht erhielt es symbolträchtig am Ostermorgen.

Im Jahre 2015 gestaltete Wolfgang Nickel einen Teil der Chorausstattung neu. Auf geometrische Grundformen reduziert, entstanden so ein neuer Ambo mit Zutritt, ein Tabernakel, Sedilien mit Priestersitz und eine Kredenz aus Ulmenholz. Später erhielten auch die Pietà und die nebenstehende Blumenablage gegenüber des Südzugangs Konsolen aus demselben Material. Die beiden Türflügel des Tabernakels bestehen aus mundgeblasenem durchscheinendem Glas. Ihr silbergelber Fonds überfasst eine in Kreisrahmung eingestellte und in Absenktechnik gestaltete Sonnenform. Sie symbolisiert Christus als das „Licht der Welt“ (Joh. 8, 12). An das Oberteil einer Monstranz erinnernd, verweist sie außerdem auf das Allerheiligste im Innern des Tabernakels – ebenso wie das rückseitig angebrachte, an die Wand projizierte und damit indirekte Ewige Licht. 

Zuletzt gestaltete der Künstler die nordöstlich gelegenen offene Taufkapelle. Der neugotische Taufstein von 1894 erhielt dabei eine hellblaue Fassung. Als Ort der Taufe korrespondiert er mit einem hinter ihm an die Wand angebrachten hochrechteckigen Glasmosaik. Auf ein Trägerglas verklebt und im Abstand vor die Wand montiert, vermittelt das aus dezenten Farben kleinteilig aufgebaute, von blauen Adern durchzogene glänzende Gebilde, etwas von der Verwandlung des Täuflings durch den Akt der Taufe. Auch stellen sich Assoziationen an etwas Wachsendes sowie an Wasser und Sonne ein. Die neben dem Taufstein platzierte Oster/Tauf-Kerze besteht aus Eichenholz mit farbigen Glasintarsien. Ihre Aufständerung auf schlanken Edelstahlstäben wiederholt die Trägerelemente des Ambos. Ein im Türgewände vor dem Zugang zum Beichtraum angebrachtes quadratisches Mosaik greift in Form und Technik die Gestaltung des Taufmosaiks auf und akzentuiert die Dreiergruppe aus Taufe, Taufmosaik und Kerze. 

2018 lieferte der Künstler erste Entwürfe für eine dezente künstlerische Gestaltung des Eingangsbereiches im Westen der Kirche.”  

Literatur: Wolfgang Nickel, Die Glasfenster der Abschiedshalle des Stadtfriedhofs Bad Salzungen, in: alte und neue Kunst 44(2008), S. 130-132, hier S. 132 Abbildung.

 
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